Sonntag, 28. Oktober 2012

"...Es ist einfach so. Jeder hat ja so sein Ding, bei den einen ist es kiffen und Alkohol (...) und ich habe das Gefühl, dass meine Tochter kotzt. Ich mache mir Sorgen"
Ich stand da und konnte nichts sagen. Ich weiß nicht, wie ich es geschafft habe, aber irgendwie habe ich doch dann so etwas ähnliches wie "Du musst dir aber keine Sorgen machen!" rausgebracht. Ich ging in mein Zimmer setzte mich auf die einzige freie Stelle meines Fußbodens und weinte.
Ich ging ins Bad wischte mir die Tränen weg und versuchte so gut es ging mich neu zu schminken und mein knallrotes Gesicht zu verstecken. Ca. ein halbe Stunde später, hörte ich meine Mum, wie sie sich die Jacke anzog. Ich öffnete die Tür und fragte, wo sie jetzt hin ginge. Sie meinte, dass sie nochmal einkaufen ginge, da sie gewisse Umstände dazu zwingen, wieder gesünderes Essen zu kochen. Als ich hörte, wie die Haustür zu knallte, fing ich wieder an zu weinen, doller als beim ersten Mal. Sie gibt sich die Schuld für meine Bulimie. Das ist einfach nicht richtig. Sie sollte sauer und enttäuscht von mir sein.
Ich war wirklich am Boden. Mir ging es noch nie so schlecht. Ich kannte es nicht, dass ich nur wegen eines kleinen Gedankens anfing zu weinen
Ich habe versucht meiner Freundin klarzumachen, ohne es wirklich zu sagen, wie schlimm die Situation gerade ist, dass es gut wäre, wenn sie jetzt käme. Sie war aber gerade bei ihrem Freund und musste deshalb auch auflegen. Ich war alleine, außer sie hatte ich niemanden. Okay, eigentlich F. aber der hatte gerade Besuch von seiner Freundin, mit der er schon öfter was hatte. Ich erkläre das ein anderes Mal. Auf ihn konnte ich also auch sehr gut verzichten.
Bevor sie wieder kam, versuchte ich etwas zu finden, was als normal gilt. Was mache ich, wenn es mir gut geht? Ich hatte keine Idee, was normal ist. Ich wusste nur, dass ich gerade am liebsten sterben würde irgendwo anders wäre. Irgendwo, wo ich alleine in Ruhe weinen konnte.
Später habe ich T. dann doch noch angerufen oder eher sie mich. Ich habe ihr alles erzählt... Die Bulimie, die Gedanken. Nein, nicht alles, das SVV habe ich ausgelassen. Morgen will sie mit mir zu so einem Beratungszentrum. Ich finde das echt übertrieben, ich meine ich wollte mich ja nicht vom Dach stürzen. Aber vielleicht ist es ja ganz gut.
Am nächsten Morgen kam dann noch F., weil er bemerkt hatte, dass etwas gewaltig nicht stimmte. Ich wollte ihn nicht sehen und habe mir sonst was ausgedacht, um zu zeigen, dass ich keine Zeit hatte. Er hat dann nur geschrieben, dass er in ca. 10 Minuten da ist und, dass es nicht lange dauert. Scheiße, ich lag noch im Bett und hatte auch schon wieder geweint. Abends hatte ich mich dann auch noch seit 2 Jahren das erste Mal wieder nicht abgeschminkt. Meine Haut war im Arsch, nicht nur, weil ich mal wieder so eine geile Stelle (nein, kein Herpes, sieht nur leider so aus...) im Mundwinkel hatte, sondern auch, weil ich überall Make-Up Pigmente hatte. Ich hab mir dann schnell meine Jogginghose angezogen und Haare gekämt. Wenn es so wichtig ist, muss er damit leben, dass ich so scheiße aussehe. Ich ging mit ihm raus. Es war arschkalt, wir hatten ca. -1°C und ich hatte nur ein Top und meine American Apparel Jacke an. War mir aber egal, ich hatte es verdient zu frieren. Wir ging ein Stückchen und er sagte irgendwas, ich habe vergessen was, aber es passte nicht zu dem, was ich zu sagen hatte. Ich unterbrach ihn "Du weißt gar nicht was los ist". Ich erzählte ihm alles und war die ganze Zeit am heulen. Ich weiß nicht mehr genau, wie es dazu kam, aber irgendwann sagte er nach einer etwas längeren Pause in einer Umarmung "Ich habe mich in dich verliebt". Ich wusste nicht was ich sagen soll. Ich fand, dass es eigentlich ein schlechter Zeitpunkt war, aber weil ich wusste, wie viel Überwindung ihn das vermutlich gekostet hat, sagte ich ihm die Wahrheit und zwar, dass ich mich auch ihn verliebt hatte. Wir sprachen über alles noch ein bisschen uns als er mich verabschiedete, flüsterte er mir ins Ohr, dass er mich liebt. Warum sagt er das alles an einem Tag? Ich war sowieso schon überfortdert, schaffte es aber, es so weit zu verstehen, dass ich es erwidern konnte. Ich ging rein und als ich merkte, was ich gerade für einen Hitzeschock bekam, realisierte ich erst, wie kalt mir wirklich war.
Ich war trotzdem den ganzen Morgen noch griesgrämig drauf und ignorierte weitgehend meine Eltern. Um 12 war ich dann mit T. shoppen und habe mir eine neue Winterjacke gekauft. Ich wollte nichts anderes kaufen, weil ich wusste wie sehr es mich deprimieren würde.
Im Nachhinein glaube ich, dass meine Mutter das mit dem Kotzen nur so gesagt hatte, um herauszufinden, warum ich so viel esse. Ich glaube, wenn ich ihr ein Vogel gezeigt hätte und gesagt hätte, dass alles gut sei, hätte sie es mir geglaubt...
Heute habe ich mein Zimmer umgestellt. Mir geht es viel viel besser, auch durch die Zeitumstellung und der Tatsache, dass ich eine Stunde länger schlafen konnte. Es ist schön eine Veränderung zu sehen, auch wenn sie nicht direkt an mir ist. Ich habe das gebraucht. Außerdem habe ich wieder ein besseres Gefühl für ein normales Essverhalten, glaub ich. Ich habe heute ganz normal gefrühstückt, sprich 2 Brötchen (der fette Nutellaaufstrich hätte nicht sein müssen) und einem Capuccino. Zum Mittag habe ich mir dann nach 1 1/2 Stunden Badminton ein Knobibrot mit meiner Freundin geteilt.
Als meine Mutter mich dann später am Telefon gefragt hat, ob ich schon was gegessen hätte, ist mir erst aufgefallen, was für ein Hunger ich hatte. Zu doof, dass sie mich drauf aufmerksam gemacht hat. Habe dann noch 2 kleine Schüsseln Lauchsuppe gegessen, die zweite hätte halb so groß sein dürfen.
Morgen gehts dann zum Hautarzt -.-

1 Kommentar:

  1. Mach dir keine Vorwürfe, es ist ie es ist. Und du hast immer Menschen die für dich da sind.
    An deiner Stelle würde ich mir Hilfe holen, ich meine das ist ja nicht schlimmes. du kannst auf dauer nicht weiter kotzen..

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Vegetariarin seit:

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